Darf man bei Fruktoseintoleranz gar kein Obst mehr essen?
Es kommt darauf an, ob es sich bei der Fruchtzuckerunverträglichkeit um eine Hereditäre Fruktoseintoleranz (HFI) oder eine Fruktosemalabsorption handelt. Bei der HFI darf tatsächlich überhaupt kein Obst gegessen werden, da schon geringe Mengen Fruchtzucker zu möglicherweise lebensbedrohlichen Symptomen führen können. Diese sehr seltene Form der Unverträglichkeit ist angeboren und bleibt lebenslang bestehen.
Die meisten Menschen, die unter einer Fruktosemalabsorption leiden, können je nach Schwere der Unverträglichkeit unterschiedlich große Mengen an Obst vertragen. Die individuelle Schwelle lässt sich am besten nach einer professionellen Ernährungsumstellung feststellen. Eine solche Diät gliedert sich in eine Karenz-, eine Test- und eine Dauerphase. In der Karenzphase wird möglichst vollständig auf fruktosehaltige Lebensmittel verzichtet, darunter die meisten Obstsorten. In der Testphase wird die Aufnahme erhöht, um den Schwellenwert festzustellen. Dieser bestimmt dann die vertragene Fruktosemenge in der anschließenden Dauerphase. In manchen Fällen kann die Fruktosemalabsorption im Laufe der Zeit sogar vollständig verschwinden.
Welche Obstsorten und wie große Mengen anschließend letztendlich vertragen werden, bestimmt jedoch nicht nur der Gehalt an Fruktose. Es muss auch der Sorbit-Gehalt in Obst berücksichtigt werden. Der Zuckeralkohol hemmt die Fruktoseaufnahme im Darm. Dagegen kann Glukose die Fruktoseaufnahme im Darm verbessern. Aus diesem Grund darf Obst nicht nur für sich betrachtet werden. Auch die Lebensmittel, die in fructosearmen Rezepten dazu kombiniert oder in zeitlicher Nähe verzehrt werden, entscheiden darüber, wie gut Obst bei dieser Form der Fruktoseintoleranz vertragen wird.
• Zu den meistens gut vertragenen Obstsorten zählen solche mit einem sehr geringen Fruktosegehalt und/oder einem besonders günstigen Fruktose-Glukose-Verhältnis: Hierzu zählen u.a. Avocados, Bananen und Rhabarber.
• Nicht immer, aber häufig vertragene Obstsorten sind solche mit wenig Fruktose und ohne Sorbit. Darunter etwa Ananas, Brombeeren, Grapefruits, Kiwis, Limetten, Litschis, Johannisbeeren, Mandarinen, Papayas, Orangen.
• Zu den eher problematischen Sorten von Obst zählen solche mit besonders hohem Fruktosegehalt und/oder ungünstigem Fruktose-Glukose-Verhältnis wie unter anderem Mangos, Stachelbeeren, Wassermelonen und Weintrauben. Schlecht vertragen werden außerdem Früchte mit einem mehr oder weniger hohen Gehalt an Sorbit wie Äpfel, Birnen, Datteln, Kirschen, Pfirsiche, und Pflaumen.
• Von Fruchtsäften, Obst-Smoothies und Obstkonserven sowie größeren Mengen Trockenfrüchten sollten Betroffene lieber Abstand nehmen. Die Fruchtzuckerkonzentration ist darin zu hoch.
Allerdings lässt sich Obst bei einer Fruktosemalabsorption durch ein paar Tricks besser verträglich machen. So kann der Körper kleine Portionen über den Tag verteilt besser verdauen als große Obstportionen am Stück. Auch als Dessert nach einer Mahlzeit oder in Form von Kuchen oder Quarkspeisen wird Obst von Menschen mit dieser Form der Fruktoseintoleranz oft gut vertragen. Denn durch das Fett und das Eiweiß wird die Verdauung verlangsamt und auch der Fruchtzucker wird nicht so schnell vom Darm aufgenommen. Auf diese Weise hat der Verdauungstrakt mehr Zeit, den Fruchtzucker zu verarbeiten und zu transportieren, was die Verträglichkeit verbessert.