Gibt es wirklich eine Extrawurst?
In Deutschland ist der Begriff wohl vor allem als Teil einer Redensart bekannt – jemand, der für sich eine Extrawurst beansprucht, wünscht sich eine Sonderbehandlung. In Österreich kennt man dagegen nicht nur diese übertragene Bedeutung, sondern tatsächlich auch eine Fleischspezialität, die sich „Extrawurst“ nennt. Es handelt sich um eine Brühwurst aus Rindfleisch und Schweinefleisch, die der Lyoner bzw. der Fleischwurst ähnlich ist. Weitere Zutaten sind Knoblauch, Gewürze und Speck. Für eine bessere Bindung enthält sie außerdem Kartoffelstärke. Es gibt mehrere regionale Varianten, die sich in der Zusammensetzung der Gewürze unterscheiden. So kann das Brät der Extrawurst beispielsweise mit weißem Pfeffer, Senfsaat, Paprikapulver, Ingwer, Piment oder Muskat verfeinert werden.
Offiziell gibt es die Extrawurst in drei verschiedenen Sorten, die sich in Optik oder dem Mischungsverhältnis der Grundzutaten voneinander unterscheiden: die Extrawurst im Kranz, die Extrawurst in Stangen und die Feine Extrawurst. Die Extrawurst im Kranz wird aus den genannten Zutaten als runder Wurstkranz hergestellt. Die Extrawurst in Stangen unterscheidet sich nur durch ihre gerade Form und eignet sich gut für Aufschnitt. Die Feine Extrawurst enthält hingegen besonders hochwertiges Muskelfleisch sowie weniger Rindfleisch, dafür aber mehr Speck als die beiden anderen Sorten.
Zusätzlich gibt es in Österreich verschiedene Würste, die der Extrawurst sehr ähnlich sind: Die Pikantwurst enthält beispielsweise zusätzlich gehackte Gemüsepaprika. Die Pariser Wurst dagegen enthält mehr Muskelfleisch und weniger Speck als die Extrawurst.
Was die österreichische Wurstspezialität mit der Redensart zu tun hat, konnte bisher nicht eindeutig geklärt werden. Möglicherweise bezieht sich die Namensgebung auf die Tatsache, dass Wurst- und Fleischwaren für ärmere Leute früher ein sehr seltener oder sogar unbezahlbarer Genuss waren. Auch ist die Extrawurst eine der wenigen Würste, die ursprünglich nicht von einfachen Leuten entwickelt wurde. Sie konnte nur industriell und mit teuren Geräten hergestellt werden, die eine sehr feine Zerkleinerung der Zutaten ermöglichten.