Warum wird fränkischer Wein im Bocksbeutel abgefüllt?
Der Bocksbeutel ist eine abgeflachte, runde Weinflasche aus meist grünem oder braunem Glas. Er fasst wie eine normale Weinflasche 0,75 Liter, das entspricht drei fränkischen Schoppen. In Franken hat der Bocksbeutel eine lange Tradition: In Würzburg entschloss man sich 1728 zur Einführung der Flaschenform, die ausschließlich qualitativ hochwertigen Weinen vorbehalten sein sollte. Durch die unverwechselbare Form wollte man den fränkischen Wein vor schlechten Fälschungen schützen und ihm eine ganz eigene Identität verleihen.
Der Name der Flasche wird auf verschiedene Ursprünge zurückgeführt. Gängig ist der Vergleich mit der Form des Hodensacks eines Ziegenbocks. Eine andere Erklärung ist der sogenannte Bücherbeutel (niederdeutsch: Booksbüdel). In einem Überzug aus Leder mit ähnlicher Form trug man seine Gebets- und Gesangsbücher in die Kirche. Städtische Honoratioren sollen darin später auch Utensilien zu Rathaussitzungen mitgenommen haben.
Heutzutage ist die Flasche mit einem Markenschutz ausgestattet: Seit 1989 dürfen nach EU-Verordnung fast ausschließlich Qualitätsweine aus Franken und Baden im Bocksbeutel in den Handel kommen. Wenige Ausnahmen sind erlaubt, so darf die ungewöhnliche Flaschenform beispielsweise für einige portugiesische und sehr wenige griechische Weine verwendet werden. Das Markenrecht für den Bocksbeutel wurde seither mehrfach von verschiedenen EU-Staaten infrage gestellt.