Unterfranken: Nordheim am Main
Langsam legt die kleine Fähre am Ufer an. Der Fährmann tritt aus seinem Häuschen, die Schranke öffnet sich. Zwei Autos passen auf das Schiff und ein paar Räder, mehr nicht. Die Fahrt über den Main dauert nicht lang, doch sie reicht aus, um den Alltag hinter sich zu lassen und sich auf die „Weininsel“ zu freuen. Und dann sind wir da, in Nordheim, der größten Weinbaugemeinde Frankens mit ihren Steillagen und so klangvollen Namen wie „Vögelein“ und „Kreuzberg“. Allein in Nordheim gibt es 50 Weingüter, dazu 250 Mitglieder in der Winzergenossenschaft.
Von der langen Tradition erzählt das Renaissancegebäude des Zehnthofs, das vor ein paar Jahren aufwendig restauriert worden ist. Dorthin brachten die Menschen damals ihre Trauben und bekamen dafür reinen Wein, der als sicheres Grundnahrungsmittel galt und vor Krankheiten schützen sollte. Die barocken Hoffassaden und Fachwerkgiebel zeugen davon, dass hier für alle – ob Mönch oder einfacher Dorfbewohner - ein gutes Leben möglich war.
Neben historischen Kulissen sind auf der Weininsel aber vor allem neue Ideen zu finden. So etwa die aufwendig gestaltete Vinothek der Winzergenossenschaft Divino, in der gerade einiges los ist: Während eine kleine Gruppe aus Spanien eine Gewölbeführung im 500 Jahre alten Holzfasskeller macht und dem Kellermeister interessiert bei der sensorischen Probe zusieht, lassen sich einige Besucher aus München das frisch zubereitete Mittagessen mit Weinbegleitung auf der Terrasse schmecken. Regionalität liegt im Trend und wird hier gelebt.
Wendelin Grass, geschäftsführender Vorstand der Genossenschaft, schaut sich das Treiben lächelnd an und erzählt stolz: „Hier wird schon seit 1800 Wein ausgebaut und seit 1951 besteht unsere Genossenschaft, zu der 180 Winzer und ihre Familien zählen. Was Sie hier sehen, haben wir gemeinsam erreicht.“ Durch den Zusammenschluss der einzelnen Winzer ergeben sich in den Weinbergen 360 Hektar Rebfläche, die wiederum drei Millionen Liter mehrheitlich Weißweine im Jahr ausmachen.
„Wir sind nicht auf Menge ausgerichtet“, sagt Wendelin Grass, „sondern auf Qualität. Wir wollen Spitzenweine.“ Das bedeutet für ihn: Gesunderhaltung der Weinberge und nachhaltiges Wirtschaften, Ertrag reduzieren und marktgerecht produzieren. Die besondere Rebstockpflege und strenge Selektion von gesunden und reifen Trauben sind ausschlaggebende Kriterien für den Erfolg. „Der Rebschnitt geht doppelt so schnell wie früher, weil wir die Triebe frühzeitig weggebrochen haben. Dadurch kriegen wir Premiumqualitäten. Wir schöpfen aus den Vollen, was die Mineralstoffe und die Wassermenge aus dem Muschelkalkboden anbelangt.“
Es geht alles seinen gewohnten Weg: Im Herbst werden die geernteten Trauben vergoren. Bis zum Frühjahr reifen sie, dann wird der Wein auf Flaschen gezogen und bis Mai in den Handel gebracht. 80 Prozent der fränkischen Weine werden in der Region vermarktet. Deshalb ist EDEKA für Divino ein sehr wichtiger Partner. „Unser Weinsortiment bei EDEKA umfasst zwischen zwanzig und dreißig häufig prämierte, naturnah erzeugte Weine, Sekte, Secco und fünf Bioweine“, sagt Wendelin Grass, für den fränkischer Biowein einen sehr hohen Stellenwert hat.
„Unsere Bio-Winzer sind zertifiziert und müssen die Bioland-Richtlinien im Weinbau erfüllen.“ Was bedeutet: die Trauben für die Bio-Weine werden getrennt gelesen, getrennt abgepresst, getrennt verarbeitet und auch in der Gärung mit anderen Hefen und anderen Stoffen geklärt als die konventionellen Weine. Auch wenn die getrennte Verarbeitung der Bio-Weine mehr Aufwand bedeutet, es lohnt sich, denn Bio-Weine sind bei den Kunden immer gefragter. Bald ist es wieder soweit, dann braucht die Weininsel viele helfende Hände in den Steillagen. Doch bis dahin schippert die kleine Fähre noch sehr oft über den Main, um am Wein interessierte Reisende nach Nordheim zu holen und ihnen das Abenteuer Weinbau sinnlich erlebbar zu machen.
"Wir sind nicht auf Menge ausgerichtet, sondern auf Qualität. Wir wollen Spitzenweine."
Wendelin Grass
Lieferanten Unterfranken