Es mag unappetitlich klingen, aber für so manchen ist In-vitro-Fleisch die Lösung für viele Probleme unserer Zeit. Wie das Nahrungsmittel aus dem Labor hergestellt wird und welche Bedeutung es heute und in Zukunft haben könnte, lesen Sie hier.
Es klingt verlockend: Wenn Sie für ein Rezept wie unseren Hackfleisch-Nudel-Auflauf das Fleisch durch In-vitro-Fleisch ersetzen, musste kein Tier direkt dafür sterben, es wurden weder Ressourcen für dessen Haltung verbraucht noch die Umwelt belastet, und das Kunstfleisch ist frei von unerwünschten Stoffen wie Antibiotika oder Genfutter. Alles, was für das Laborprodukt nötig ist, sind Zellkulturen. Dazu werden einem Tier Stammzellen entnommen, die in einer Nährlösung zu Muskelfleisch heranwachsen. Oft wird als "Futter" für das In-vitro-Fleisch Kälberserum verwendet – das Jungtier sowie dessen Mutter kommen dabei ums Leben. Ergebnis der biotechnologischen Zuchtprozedur ist schließlich ein hochwertiges Lebensmittel: Clean Meat.
Einer der größten Nachteile sind die Kosten für In-vitro-Fleisch – derzeit ist es noch wesentlich teurer als das herkömmliche Produkt. Auch würde eine industrielle Herstellung im großen Stil eine Menge Energie verbrauchen. Wie viel genau, ist noch unklar, aber das Endprodukt wäre dadurch nicht billig. Zu wünschen übrig lassen auch der Geschmack und die Konsistenz des Kunstfleischs. Fehlt etwa Fett als Geschmacksträger, gibt es deutliche Abstriche. Schwer nachzubilden ist auch die Struktur eines Steaks. Viele Start-ups konzentrieren sich deshalb auf die Entwicklung von In-vitro-Hackfleisch als erstem marktreifen Produkt. Aus diesen Gründen dauert es noch einige Jahre, bis es den In-vitro-Burger oder Pide mit Hackfleisch aus dem Labor auf breiter Basis zu kaufen gibt.
Eine weitere Diskussion rund um das Kunstprodukt entzündet sich an der Grundsatzfrage, ob Fleisch generell Bestandteil einer gesunden Ernährung sein sollte. Auch Fleisch aus der Petrischale enthält schließlich tierische Fette und Cholesterin, die in großen Mengen die Risiken für Infarkte und andere Erkrankungen erhöhen können. Warum auf Kunstfleisch setzen, wenn es längst gesündere pflanzliche Alternativen gibt, lautet der Einwand der Kritiker. Schon heute schmecke beispielsweise eine vegane Moussaka wunderbar – wenn sich die Forschung auf die Entwicklung gesunder pflanzlicher Fleischalternativen konzentriere, die auch Nährstoffe wie Vitamin B12 und Eisen enthalte, sei eine pflanzenbasierte Ernährung gut für den Menschen und für die Umwelt.