Schon Hildegard von Bingen, die berühmte Universalgelehrte des Mittelalters, wusste die Brennnessel als Heilpflanze zu schätzen. Eine Tinktur oder ein Öl mit der Pflanze helfe gegen Vergesslichkeit und Venenleiden. Wem es nicht um die heilende Wirkung geht, verwendet das Brennnesselöl als Speiseöl.
Wenn im Beet wieder die Brennnesseln wuchern, ist das für viele Hobbygärtner ein Ärgernis. Ganz zu schweigen vom hautreizenden Kontakt mit den Brennhaaren an den Blättern der Pflanze. Machen Sie aus der Not eine Tugend: Ernten Sie das Unkraut und verarbeiten Sie es zu einem hochwertigen Speiseöl, das mit einem leicht nussigen Aroma den Speiseplan bereichert. Das Öl lässt sich mit verschiedenen Bestandteilen der Pflanze herstellen: Entweder Sie verwenden die Samen oder Blätter und Stängel. Mit Letzteren können Sie einfacher Ihr eigenes Brennnesselöl herstellen. Tipp: Sind Blätter übrig, kochen Sie einfach eine feine Brennnesselsuppe daraus.
Zunächst benötigen Sie Brennnesseln. Bei Wildsammlung empfiehlt sich ein Standort abseits von Straßen, Wegen und Anbauflächen, um Verunreinigungen auszuschließen. Die Grünpflanzen wachsen gerne an halbschattigen Standorten und lassen sich von April bis November ernten. Am besten eignen sich die zarten Blätter und Triebe des jungen, noch nicht blühenden Krauts, um Brennnesselöl selber zu machen. Tragen Sie beim Sammeln robuste Gartenhandschuhe, um juckende Quaddeln an den Händen zu vermeiden. Zum Ansetzen zerkleinern Sie die Blätter gründlich mit einem scharfen Messer oder im Mixer und übergießen sie in einer Flasche mit luftdichtem Verschluss mit hochwertigem, kaltgepresstem Olivenöl. Für 100 g Brennnesseln benötigen Sie etwa 100 ml Öl. Anschließend lassen Sie das Kraut für mindestens drei Tage ziehen und genießen es danach zum Beispiel als Dressingzutat für unseren Wildkräutersalat. Die Haltbarkeit liegt bei bis zu drei Monaten.
Selbst gemachtes Brennnesselöl lässt sich wie Kernöle oder andere feine Speiseöle für die kalte Küche verwenden. Ein anderer Anwendungsbereich ist die Schönheitspflege. So können Sie das Öl als Shampoo für die Haare benutzen oder wie eine hautpflegende Salbe. In der Volksheilkunde wird der Pflanze eine Wirkung gegen Haarausfall und Schuppen nachgesagt. Ist Ihnen das Öl zu fettig, können Sie das zerkleinerte Unkraut auch mit Wasser aufkochen, abseihen und damit die Haare waschen. Oder Sie setzen mit Alkohol eine Tinktur an – dafür können Sie übrigens auch Brennnesselwurzeln verwenden.