Vor allem in der Erkältungszeit wird probiotischer Joghurt als effektives Mittel zur Immunstärkung beworben. Die enthaltenen Milchsäurebakterien sollen die Darmflora und somit die Abwehrkräfte stärken. Wir sehen dem Joghurt unter den Deckel und sagen, was an den Versprechen dran ist.
Dass probiotische Nahrungsmittel grundsätzlich eine gesundheitliche Wirkung entfalten können, ist wissenschaftlich unbestritten. Die enthaltenen Bakterien – meist Milchsäure- oder Bifidobakterien – finden sich ohnehin im menschlichen Darm. Dort sorgen sie für eine reibungslose Verdauung und unterstützen das Immunsystem. Die Gesamtheit dieser Bakterien, das Mikrobiom, setzt sich bei jedem Menschen anders zusammen. Die Milchsäurebakterien bilden nur einen kleinen Teil Hunderter verschiedener Mikroorganismen. Die Idee hinter Probiotika: Je mehr der guten Bakterien über die Nahrung oder Ergänzungsmittel zugeführt werden, desto gesünder ist der Mensch. Wer regelmäßig probiotische Rezepte zubereitet, soll von einer besseren Verdauung und Infektabwehr profitieren. Ganz so einfach ist es aber leider nicht.
Bislang gibt es nämlich keine Beweise dafür, dass Lebensmittel mit speziellen Bakterienkulturen die Gesundheit fördern. Entsprechende Werbeaussagen sind deshalb verboten, wie die Verbraucherzentrale betont. Aus diesem Grund sind die Begriffe „probiotisch“ und „Probiotika“ im Zusammenhang mit gesundheitsbezogenen Aussagen auch nicht mehr auf Lebensmitteln zu finden. Stattdessen nennen die Hersteller gezielt die Bakterienkulturen, die in ihren Produkten zu finden sind. Daneben verweisen sie auf die für das Immunsystem förderliche Wirkung von Vitamin C, D und B6, die den Milchprodukten zugesetzt sind.
Auch wenn probiotische Produkte wie Joghurtdrinks keine Wundertaten im Magen-Darm-Trakt vollbringen, empfehlen Experten, die Mikroorganismen in die Ernährung einzubauen. Ein regelmäßiger Verzehr von lebenden Milchsäurebakterien in Kombination mit ballaststoffreichen Nahrungsmitteln bringt dabei den größten Nutzen. Bestimmte Ballaststoffe, die Präbiotika, dienen als „Futter“ für die probiotischen Bakterien und fördern so deren Vermehrung. Gute präbiotische Lebensmittel sind etwa Chicorée, Zwiebeln, Knoblauch, Spargel, Topinambur, Schwarzwurzeln, Bananen und Getreideerzeugnisse. Die wichtigsten Probiotika-Lieferanten sind Sauermilchprodukte wie Joghurt, Kefir und Ayran, Dickmilch und Lassi. Ob Sie dabei auf Produkte mit links- oder rechtsdrehender Milchsäure zurückgreifen, ist für gesunde Erwachsene egal. Was viele nicht wissen: Auch fermentierte Lebensmittel wie milchsauer vergorenes Gemüse liefern Probiotika. Saure Gurken, Sauerkraut, Kombucha, Tempeh und Miso dürfen ruhig öfter auf den Teller, um die Darmflora aufzubauen.