Lernen Sie die typischen Gerichte NRWs wie "dicke Bohnen", "Töttchen", "Himmel und Erde" und "Pfefferpotthast" kennen. Den besonderen Reiz der westfälischen Küche machen die Familien-Rezepte aus, die liebevoll die regionalen Kochtraditionen hochhalten.
"Schmeckt nach Zuhause", "genau wie bei Oma" oder "daheim schmeckt's einfach am besten": Solche Zitate kennt jeder, der seine regionale Küche und ihre Spezialitäten liebt. Auch die westfälische Küche ist reich an typischen Gerichten, die bei echten Westfalen sofort Heimatgefühle auslösen. Regionale Rezepte und Delikatessen sind immer etwas Besonderes und für Außenstehende sehr schwer nachzukochen. Denn vor allem durch den persönlichen Bezug zum Herkunftsland wird aus einem Rezept der westfälischen Küche eine echte Spezialität.
Um die westfälische Küche zu verstehen, sollten Sie zunächst einen Überblick haben, welche Obst- und Gemüsesorten dort heimisch sind, welches Fleisch gerne gegessen wird, ob häufig Fisch auf dem Speiseplan steht und welche Einflüsse die regionale Kochtradition geprägt haben. Einen ersten Eindruck können Sie sich in unserem Lebensmittelwissen Nordrhein-Westfalen verschaffen. Hierbei werden Sie schnell merken, dass zwei Lebensmittel einen besonderen Stellenwert in der westfälischen Küche haben: Äpfel und Kartoffeln. So entsteht mit "Himmel und Erde" (Himmel und Ähd) ein typisches, einfaches Gericht, das diese Traditionen sowie die Geschmacksrichtungen herzhaft und süß miteinander vereint. Das klassische Gericht wird aus Blutwurst, Kartoffelpüree mit Äpfeln und gebratenen Zwiebeln zubereitet.
Ein anderes beliebtes deftiges Gericht aus NRW ist der Pfefferpotthast, der als Eintopf oder eine Art Ragout gegessen wird. Dazu gibt es je nach Jahreszeit Salzkartoffeln und Salat oder Gewürzgurken und Rote Bete. Das klassische Herbstgericht besteht aus Rindfleisch, Zwiebeln, Lorbeerblättern, Nelken und natürlich Pfeffer.
Generell spielen kräftige Eintöpfe eine große Rolle in der westfälischen Küche. Der berühmte Dicke-Bohnen-Eintopf mit Speck ist dabei ein typischer Vertreter. Verbreitet im gesamten Ruhrgebiet ist auch der "Schlabberkappes", ein deftiger Eintopf mit Weißkohl und Fleisch. Der Schlabberkappes ist vergleichbar mit unserem Rezept für Weißkohleintopf.
Übrigens: Bei der Fleischverarbeitung in Nordrhein-Westfalen wird traditionellerweise das gesamte Tier verwertet. "Töttchen" galten zum Beispiel im Münsterland früher als Arme-Leute-Essen und werden mit Innereien wie Lunge oder Herz vom Rind, die mit Zwiebeln und Essig zu einem Ragout verkocht werden, zubereitet. Heute wird statt der Innereien aber oft auch Kalbfleisch oder Kalbszunge verwendet.
Ähnlich wie die englische Küche mit Pies, Crumbles und Scones punkten kann, wird auch in der westfälischen Küche gerne gebacken, und auch süße Leckereien haben ihren festen Platz. Das kräftige Vollkornbrot Pumpernickel aus Roggenschrot stammt zum Beispiel ursprünglich aus der westfälischen Küche, ist aber heute im ganzen deutschen Sprachraum verbreitet und beliebt. Pumpernickel ist auch ein wichtiger Bestandteil der "westfälischen Götterspeise". Die hat natürlich nichts mit dem Wackelpudding aus der Tüte gemein, sondern ist ein Schichtdessert aus Pumpernickel, Sahne oder Quark, Kirschen oder Äpfeln, Rum und Schokolade. Vor allem im Münsterland verbreitet ist die "Stippmilch". Dabei handelt es sich um eine recht flüssige Quarkspeise, die mit Früchten der Saison genossen wird. Sie ist sehr einfach, schnell und günstig zuzubereiten.